Kurzbiografie:
Mario Bertoncini (1932-2019) Italienischer Komponist, Konzertpianist, Experimentator; von 1965-1972 Mitglied der berühmten Improvisationsgruppe Nuova Consonanza um Franco Evangelisti und Ennio Morricone; großer Erforscher des Klavierinnenraums; Erfinder und Erbauer eigener Klangobjekte, die häufig auf dem Prinzip der Äolsharfen beruhen.
Etwas länger:
Mario Bertoncini. 27. September 1932 in Rom geboren, gestorben am 19. Januar 2019 in Siena. Komponist, Pianist, musikalischer
Konstruktivist und Experimentator; musikalische Studien in Rom (Komposition bei Goffredo
Petrassi, Klavier bei Rodolfo Caporali) und in Utrecht (elektro-akustische
Musik bei Gottfried Michael Koenig); Tätigkeit als Konzertpianist
(u.a. unter Bruno Maderna) und Dirigent; ab 1962 Experimente mit präparierten
Instrumenten (QUODLIBET,
CIFRE, TUNE, SCRATCH-A-MATIC);
1962 1. Kompositionspreis Nicola d’Atri der Accademia di S.
Cecilia für SEI PEZZI per ORCHESTRA; 1965 1. internationaler
Preis der Fondation europeènne de la Culture für
QUODLIBET; von 1965 bis 1972 Mitglied der Improvisations-Gruppe ›Nuova
Consonanza‹; 1970-1972 Präsident der römischen Gesellschaft
für Neue Musik ›Nuova Consonanza‹; ab 1968 Musiktheater:
theoretische und praktische Arbeit über ein funktionelles Zusammenwirken
von Ton und Gestik (›Note per un teatro della realtà‹),
SPAZIO-TEMPO
Venedig, Biennale 1970; von 1968-1973 Professur am Rossini-Institut
in Pesaro; seit Beginn der 70er Jahre: selbstentworfene und -gebaute
Klangobjekte, die häufig auf dem Prinzip der Äolsharfe beruhen;
1975-76 ›Musical Design Course‹ an der McGill University
Montreal (Gründung der Gruppe MUD, die später unter dem Namen
SONDE bekannt wurde); 1974 Einladung nach Berlin (Künstlerstipendium
des DAAD); von 1980-1997 Professor an der Hochschule der Künste,
Berlin; 1986 Gründung der Gruppe VIE mit der Tänzerin Martina
Schaak und Roberto Capanna; im gleichen Jahr Patent für ein System
der Übertragung tänzerischer Gesten in Ton (das ›Choreophon‹); später (1992-93): Entwicklung einer Vorrichtung für tiefe
Streichintrumente (›Stabdämpfer‹), die u.a. in der
Berliner Uraufführung von ELEMENTI
DI FORMA 2000 zum Einsatz kam. Neben der eigenen kompositorischen
Arbeit verschiedene Auftritte als Konzertpianist und Interpret von Scarlatti
über Schönberg und Stravinsky zu Scelsi, Feldman, Cage und
Terry Riley und eigenen Bearbeitungen von Werken anderer Komponisten
(Earle Brown 4 SYSTEMS; Cage CARTRIDGE MUSIC).
2004 Umzug von Berlin
nach Cetona in die Provinz Siena, Italien, wo er weiter produktiv arbeitet und zahlreiche musiktheoretische Dialoge über seine Musik verfasst. Seine musikalischen Ideen und Konstruktionen beschäftigen ihn bis kurz zu seiner Erkrankung an einem aggressiven Gehirntumor, an dem er kurze Zeit später im Januar 2019 stirbt. Beigesetzt ist Mario in der kleinen Familienkapelle im Bergdorf Pianosinatico (PT - Appenino Tosco-Emiliano).
»Der 1932 in Rom geborene Komponist und Pianist Mario Bertoncini war mit seinen Kompositionen der aktuellen Experimentalszene um dreißig Jahre voraus. Die Ablehnung der erstarrten Klanglichkeit der seriellen Musik brachte ihn zu einer radikalen Lösung: er baut seine Instrumente selbst.« Matthias Entreß, Deutschlandradio Porträt 2007
[Bildergalerie]
Der schriftliche Nachlass befindet sich in der:
>
akademie der künste, berlin: archiv bertoncini
!Achtung! noch nicht vollständig verzeichnet! gern bei mir nachfragen
Ein Großteil der Klangobjekte, Aufführungsmaterial etc. befindet sich in der:
> fondazione isabella
scelsi, rom: fondo bertoncini
!Achtung! noch nicht vollständig verzeichnet! gern bei mir nachfragen